Bericht über unsere Veranstaltung „Eine Einführung in die Sprach- und Kulturgemeinschaft von Gehörlosen“ am 23. August in Frankenthal
Genau einen Monat vor dem Internationalen Tag der Gebärdensprachen (23.09.), der Aufmerksamkeit auf das Zusammenleben von hörenden und gehörlosen Menschen lenken will, hat die Lag Selbsthilfe gemeinsam mit dem Landesverband der Gehörlosen Rheinland-Pfalz eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Taub(stumm), Deutsche Gebärdensprache, Gehörlosenkultur. Eine Einführung in die Sprach- und Kulturgemeinschaft von Gehörlosen“ durchgeführt. Am vergangenen Freitagabend haben sich sowohl Mitglieder des Verbandes als auch VertreterInnen von Kommunen, der Politik, der Kirche, aus der Weiterbildung und der Selbsthilfe im Kommunikationszentrum für Gehörlose in Frankenthal versammelt, um sich mit der derzeitigen und früheren Lebenswelt von gehörlosen Menschen auseinanderzusetzen.
Im theoretischen Teil erklärte der Erziehungswissenschaftler und Historiker Helmut Vogel, warum und seit wann sich die Gehörlosengemeinschaft als sprachlich-kulturelle Minderheit versteht. Er zeigte die Zusammenhänge zwischen kollektiven Erfahrungen dieser (grenzüberschreitenden) Gesellschaftsgruppe, geschichtlichen Ereignissen, der Anerkennung der Gebärdensprache, der Relevanz von Vernetzungsmöglichkeiten, wie z.B. in Gehörlosenvereinen, und Identitätsfragen auf. Auch für diejenigen, die sich bereits mit der Gehörlosengeschichte befasst hatten, gab es durch den umfangreichen Einblick von Herrn Vogel und die anschließende Diskussion Neues zu erfahren und zu verstehen. Die TeilnehmerInnen tauschten sich über die Wichtigkeit von Angeboten, Deutsche Gebärdensprache (DGS) an Schulen und Einrichtungen der frühkindlichen Bildung zu erlernen, aus. Im praktischen Teil der Veranstaltung widmete sich Norbert Herres, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Gehörlosen RLP, der Frage, wie man inklusive Veranstaltungen unter Einbezug von gehörlosen Menschen und GebärdensprachdolmetscherInnen richtig plant. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem darum, wie Vereine und kleinere Kommunen den Einsatz von GebärdensprachdolmetscherInnen finanzieren können und wie man den Bedarf an DGS-DolmetscherInnen effektiv erheben kann.
Die Veranstaltung fand im Rahmen unseres von der BARMER geförderten Projektes „Gebärdensprache in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe“ statt.
Bildbeschreibung:
Auf dem nachfolgenden Bild tauschen sich gebärdensprachkompetente und nicht-gebärdensprachkompetente TeilnehmerInnen am Anfang der Veranstaltung in Kleingruppen über ihr Vorwissen und ihre Erwartungen aus.
Der Leiter des Geschichtsbüros „Deaf History Now“ und Präsident des Deutschen Gehörlosenbundes, Helmut Vogel, hält seinen Vortrag „Deaf History, Gehörlosenkultur und Gebärdensprache“.