Herzliche Einladung zur Informationsveranstaltung „Eine Einführung in die Sprach- und Kulturgemeinschaft von Gehörlosen“!
Eine Veranstaltung planen, an der auch Gehörlose teilnehmen können? Gebärdensprachdolmetscher*Innen buchen lautet die einfache Antwort. Wenn diese allerdings ihre vorschriftsgemäße Auszeit dann nehmen müssen, wenn die Kaffeepause die Anwesenden zum Smalltalk einladen will, gestaltet sich ein Austausch mit nicht-gebärdensprachkompetenten Hörenden als schwierig. Daher realisieren wir gemeinsam mit dem Landesverband der Gehörlosen RLP eine Veranstaltung, die Gelegenheit bieten soll, Antworten auf jene Fragen zu geben, die Sie schon lange stellen wollten, um Missverständnisse aufzuklären oder um sich überhaupt einmal mit der Lebenswelt von Gehörlosen – oder Tauben – auseinanderzusetzen.
Wann? Am Freitag, den 23. August, von 18:30 bis 21:30 Uhr
Wo? Im Kommunikationszentrum für Gehörlose in Frankenthal (Adresse: Carl-Spitzweg-Straße 30)
Was? Ein Fachvortrag & Austausch zur Planung von inklusiven Veranstaltungen
Einleitend wird der Erziehungswissenschaftler und Historiker Helmut Vogel in Deutscher Gebärdensprache über seine Muttersprache, die Geschichte und die Kultur von Gehörlosen referieren. Warum das wichtig ist? Aus Sicht von Gehörlosen definiert sie nicht die Hörbehinderung oder ein medizinisches Defizit. Diejenigen, die die Gebärdensprache als ihre Muttersprache oder Erstsprache verwenden, sehen sich als Sprach- und Kulturgemeinschaft mit eigener Geschichte. Mit Hilfe der Gebärdensprache wurden über drei Jahrhunderte hinweg Netzwerke, Clubs und Vereine aufgebaut, die Raum für die Entfaltung und Weitergabe eigener gesellschaftlicher Werte und Kunstformen lieferte.
Dieses Selbstverständnis ist allerdings noch recht jung. Lange galten Gebärdensprachen für Hörende als „wildes Gefuchtel“ und als nicht erforschbar. Sie wurden weltweit aus den Bildungssystemen entfernt, die auf Lautsprache und Lippenlesen setzten. Erst in den 1960er Jahren in den USA und in den 1980er Jahren in Deutschland führte die sprachwissenschaftliche Erforschung und die spätere Anerkennung der Gebärdensprache als eigenständige, vollwertige Sprache zu deren Aufwertung. Damit ging ein Bewusstseinswandel einher: Gehörlose machten sich zunehmend Gedanken zu ihrer Identität, Persönlichkeit, Geschichte und Kultur. So entstand ein „Wir-Gefühl“.
Helmut Vogel ist der Auffassung, dass es die „Deaf History“, die Geschichte der Gehörlosen, ohne die in den 80er Jahren entstandenen Gebärdensprachlinguistik vielleicht gar nicht geben hätte. Und das Kennenlernen dieser Geschichte ist die Grundlage dafür, dass Gehörlose und Hörende die gegenwärtige Situation von Gehörlosen verstehen und sich in der Zukunft engagieren können.
Um konkretes Engagement geht es im zweiten Teil unserer Veranstaltung. Gemeinsam mit Norbert Herres, dem stell. Vorsitzenden des Landesverbandes der Gehörlosen RLP, soll ergründet werden, was es bei der Planung und Durchführung von inklusiven Veranstaltungen mit Einbezug von Gehörlosen und Gebärdensprachdolmetscher*Innen zu beachten gibt.
Neugierig?
Dann melden Sie sich bis zum 19. August per e-Mail (projektmanager@lag-sb-rlp.de) an. Dank der finanziellen Unterstützung der BARMER ist die Veranstaltung kostenfrei. Sie wird im „Kleinen Raum“ im barrierefreien Kommunikationszentrum für Gehörlose stattfinden. Neben dem Kommunikationszentrum befindet sich ein Parkplatz. Zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen werden im Einsatz sein. Für Getränke und eine kleine Verköstigung ist gesorgt. Die Programmübersicht finden Sie in der Einladung anbei.
Die Einladung erhalten Sie nachfolgend:
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